18.09. – 22.09. Passage Gibraltar – Lanzarote 637 nm

Tag 1 – 18.09. Donnerstag   Pünktlich um halb sechs verlassen wir noch im Dunkeln die Marina und müssen an zahlreich ankernden Tankern durch die Bucht von Gibraltar. Zunächst queren wir das Verkehrstrennungsgebiet bis auf die andere Seite der Straße von Gibraltar. Hier erreichen wir nach 2 Stunden die marokkanische Seite noch im dichten Nebel. Zum Glück wird es gerade hell sonst hätten wir die zahlreichen kleinen Fischerbötchen ohne Licht nicht sehen können!

Weiter geht es, trotz guten Windes, unter Motor, damit wir bei Sichtung eines Orcas schnell in Richtung Küste abhauen können. Nach ca 5 Stunden Anspannung erreichen wir unbeschadet das Cap Spartel und werden etwas ruhiger. Wir setzen den Parasailor und kommen bei kräftigem Wind gut voran. Wir sind schon sehr erleichtert! Später lässt der Wind nach und wir motoren die ganze Nacht durch. 

 Tag 2 – 20.09. Freitag   Als ich am nächsten Morgen noch schlaftrunken zum Spülbecken schleiche, sehe ich dort das scharfe Fischmesser liegen. Ich bin sofort hellwach: „Hast du einen Fisch gefangen?“ und stolz präsentiert mir der Skipper den gefangenen Skipjack Thunfisch oder auch echten Bonito. Das sieht nach einem leckeren Abendessen aus.

Tag 3 – 20.09. Samstag    Der heutige Morgen gehört nicht zu den Sternstunden unseres Seglerdaseins. Als ich um halb zehn aufstehe, hat Thomas schon die Segel für Schmetterling vorbereitet, wir haben 13 kn Wind. Wir ziehen die Segel raus, doch der Wellengang ist so unruhig, dass beide Segel nicht stabil stehen. Wir entscheiden uns schnell dafür den Parasailor zu setzen. Gesagt – getan, Schmetterling wieder auflösen und Parasailor hochziehen. Als der Schlauch oben ist, sorgt der Wellengang dafür, dass sich der Schlauch munter dreht und sich um das Vorstag (aufgerollte Genua) wickelt. Zu allem Überfluss entdeckt Thomas dann, dass er beim letzten Gebrauch vergessen hatte, das Segeltuch an dem Trichter zu befestigen, so dass sic nicht nur der Schlauch an sich verdreht, sondern auch das ganze Segel im Inneren des Schlauches. Wir versuchen eine halbe Stunde lang das Ganze zu enttüddeln, habe aber bei dem Wellengang keine Chance! Entnervt holen wir den Parasailor wieder runter und setzen erneut den Schmetterling mit Groß und Genua. Das hört sich alles so einfach an – ist es aber nicht! Jede Menge Leinen, die wieder eingeholt werden müssen und andere dafür raus. Die ganze Aktion hat 2 Stunden gedauert, es ist jetzt 12 Uhr.

So, jetzt wird erst mal gefrühstückt mit frisch gebackenem Brot, das hebt die Stimmung wieder etwas.

Was soll ich sagen, jetzt haben wir wieder nur 6-7 kn Wind und die Segel schlagen. Das zerrt an den Nerven, aber wir haben noch weniger Lust, die Segel wieder reinzuholen und den Motor anzuwerfen – also aushalten, bis hoffentlich bald der versprochene Wind kommt … (13 Uhr).

13:30 Uhr, jetzt kommt mehr Wind, 9 kn aus einer etwas anderen Richtung, d.h. Schmetterling wieder auflösen und Genua auf die Backbordseite. Jetzt bei schönem Wind aus 120° und 6,5 kn speed. Das ist wieder mein Lieblingskurs, könnte bis Lanzarote so bleiben. Thomas versucht in der Zwischenzeit unter Deck den Parasailor zu entwirren – das scheint ganz gut zu klappen.

Am Nachmittag fahren wir ein Beiliege-Manöver, um das Ruder für unsere Windfahnensteuerung anzubringen. Endlich gegen 16 Uhr gelingt es uns, den Parasailor wieder zu setzen und brausen dann wieder mit über 7 kn über den Atlantik.

Die Nacht wird weniger schön, zwar ruhig, aber wieder weniger Wind, die Segel flappen – oh mann, das zerrt an den Nerven und ist auch nicht gut für die Segel.

Tag 4 – 21.09. Sonntag    Am Morgen diskutieren wir, ob wir den Parasailor setzen. Wir haben ordentlich Schwell von der Seite und wackeln wieder ordentlich hin und her. Da laut Wettervorhersage bald deutlich mehr Wind kommen soll, frühstücken wir erstmal.

Da der Wind aber konstant bei 11 kn bleibt, ziehen wir ihn hoch – was für eine Wohltat! Kein Geflappe mehr und deutlich weniger Schaukelbewegungen im Boot. Warum haben wir ihn nicht früher gesetzt ?! Das zum Thema Zuverlässigkeit von Wettervorhersagen…

Bis ca. 15 Uhr entspanntes Segeln, dann nimmt der wind plötzlich zu – 13 kn, 14 kn, 15 kn, wir gucken uns an – jetzt so schnell wie möglich den Parasailor runter! Während wir die Vorbereitungen dafür treffen, erreicht uns schon eine Böe mit 16 kn, das gibt ordentlich Druck auf das Segel, wir liegen schräg und brausen mit 8 kn speed dahin. Jetzt wird es höchste Zeit – Luke der Bordkoje auf, Segel in den Schlauch und rein in die Bugkoje – gerade rechtzeitig geschafft. Mittlerweile ist der Wind bei 17/18 kn. Das ist jetzt der Wind, den sie uns schon länger versprochen hatten. Wir setzen erneut den Schmetterling und stärken uns erstmal mit einem Joghurt.

Während wir da so sitzen, entdeckt Thomas plötzlich, dass die Steuerbord Angel mit der kompletten Angelleine ausgerauscht ist. Das haben wir nicht mitbekommen, weil diese Angel kein Geräusch von sich gibt. Also Joghurt beiseite, nix wie an die Angel, wo offensichtlich ein Prachtexemplar dran hängt, das wir ganz hinten im Wasser springen sehen. 

Thomas hat Zweifel, ob er das Prachtexemplar bei diesem Seegang reingezogen bekommt – doch dann scheint es zu klappen und wir freuen uns schon insgeheim auf frischen Fisch zum Abendessen. Leider dauert es nicht lange, da wird die Angelleine schlapp – das Prachtexemplar hat sich wohl losgerissen – schade!

Am Abend koche ich unter Hochseebedingungen (kardanisch aufgehangener Herd und zusätzlich mit Klemmen fixierter Topf)  ein One-Pot-Gericht mit Nudeln, Zucchinis und Cocktailtomaten.

In der Nacht düsen wir mit 7-8 kn speed und deutlich über 20 kn Wind, ohne die Segel verstellen zu müssen, Richtung Lanzarote.

Tag 5 – 26.09. Montag   Als ich um 9 Uhr aufstehe, segeln wir schon die Küste von Lanzarote entlang.

Gegen 14 Uhr erreichen wir di Marina Rubicon an der Playa Blanca ganz im Süden von Lanzarote. Wir melden uns über Funk in der Marina an, machen am Meldsteiger fest und erledigen den Papierkram im Office. Wir haben wieder einen Liegeplatz neben unseren Freunden von der Berenice, die schon um 8 Uhr heute morgen angekommen sind. Wir werden auch bald von ihnen begrüßt und verabreden uns zu einem gemeinsamen Abendessen in einem Tapas Restaurant. Danach erholsamer Schlaf ohne schaukeln!

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